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NEULINGEN-BAUSCHLOTT.
Zwei Monate nach der Neulinger
Typisierungsaktion für den krebskranken Christian aus
Bauschlott ist der Junge mit gespendeten Stammzellen auf dem Weg der
Besserung.
"Leukos" nennt Christian liebevoll die Blutkörperchen, die
ihm das Leben retten können. Noch ist der elfjährige in einer
Tübinger Spezialklinik, wo er am 16. Januar neue Stammzellen eines
Spenders erhalten hat. Die gespendete "Fabrik" für neues Blut
arbeitet gut: 1650 Leukozyten hat das Blutbild des an
Lymphdrüsenkrebs erkrankten Jungen zuletzt gezeigt.
"Magische Grenze" geschafft
Damit hat Christian die "magische Grenze" von 1000
überschritten, ist Ralph Ebert, einer der Initiatoren der Neulinger
Hilfsaktion zuversichtlich: "Wenn die Genesung weiter so gut
verläuft, wird er bereits in den nächsten Tagen nach Hause dürfen",
sagt er. Einen kurzen Spaziergang im Freien hat Christian bereits
machen dürfen - wenn auch mit Mundschutz und im Rollstuhl. Nach
der Zerstörung seines Immunsystems, die notwendig war, damit sein
Körper die fremden Stammzellen nicht abstößt, ist der Junge
weiterhin anfällig für Infektionen.
Die guten Nachrichten aus Neulingen kommen nur wenige Tage,
nachdem in Birkenfeld mit einer ähnlichen Hilfsaktion ein
Stammzellenspender für die 55-jährige Hannelore Vester gesucht
wurde. Dort hatte Volker En-derle vom Freundeskreis Leukämiekranker
Weingarten berichtet, die Möglichkeit der Fremdspenden durch
Typisierungen habe die Chancen für Kranke auf Hilfe im Vergleich zu
früher, als Rettung höchstens aus der eigenen Familie kommen konnte,
vervielfacht. Dennoch vergleicht Monika Habermann von der Deutschen
Knochenmarkspenderdatei (DKMS) die Spendersuche mit der nach der
Nadel im Heuhaufen.
Für eine erfolgreiche Transplantation müssen Gewebemerkmale
im Blut identisch sein, die in unzähligen Kombinationen vorkommen.
Der Spender muss demnach ein genetischer Zwilling des Kranken sein.
"Christian hatte großes Glück", sagt Ralph Ebert. Nicht nur dass er
in so kurzer Zeit einen sehr gut passenden Spender gefunden hat. Es
hat für den Elfjährigen auch zügig mit einem der vier
Quarantänezimmer in der Tübinger Spezialklinik für die
Transplantation geklappt.
Dort waren 21 Tage banges Warten gefolgt, ehe die neuen
Stammzellen die ersten Leukozyten produzierten. Eine Wartezeit, die
Christian buchstäblich nicht geschmeckt hat. "Die wochenlange
künstliche Ernährung", so Ebert, "hat nicht so ganz seinen Geschmack
getroffen." Christians Leben in Bauschlott wird aber auch künftig
für einige Zeit streng reglementiert bleiben, damit nicht eine
Infektion zu Komplikationen führt. Bettwäschewechsel und die
komplette Desinfektion seines Zimmers sind dann laut Ebert an der
Tagesordnung.
"Überwältigend" sei das Echo der Neulinger Aktion gewesen,
erinnert sich der Mitinitiator. Zwei der Spender in der
Gräfin-Rhena-Halle sind bereits zur Detailtypisierung für einen
möglichen Empfänger aufgerufen worden. Von Christians Spender ist
bislang nur bekannt, dass er aus Deutschland kommt. Ein Kontakt
zwischen beiden Parteien ermöglicht die DKMS frühestens nach zwei
Jahren.
Ralph Ebert: "Jetzt hoffen alle, dass sich keine neuen
Krebszellen mehr bei Christian einstellen." Denn eine weitere
Behandlung wäre dann nicht mehr möglich.
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